Demo "Wir haben es satt!" in Berlin
Der Holsteiner Imker e. V. war dabei.
Am 17. Januar fand in Berlin während der Internationalen Grünen Woche zum fünften Mal die Kundgebung „Wir haben es satt“ statt. Die Auftaktkundgebung begann um 12:00 Uhr am Potsdamer Platz. Ziel war ein gemeinsamer Aufruf zu einer Wende in der deutschen und europäischen Agrarpolitik.
Als Imker spielen wir eine entscheidende Rolle für die Lebensmittelversorgung und die Artenvielfalt. Dafür war der Holsteiner Imker e. V. in Berlin auf der Straße.
Unser Motto lautete dieses Jahr: „Wir haben Gentechnik satt“, Stoppt die Freihandelsabkommen CETA und TTIP (USA), Stoppt Monokulturen und den Pestizideinsatz (B4)!
Mit uns gingen nach Angaben der Initiatoren rund 50.000 Bürgerinnen und Bürger aus dem gesamten Bundesgebiet auf die Straße, um ein Zeichen gegen die Agrarpolitik auf Bundes- und Europaebene zu setzen. Die Demonstranten zeigten sich phantasievoll im Einsatz für eine umweltverträgliche, tier- und menschenfreundliche und gentechnikfreie Landwirtschaft. Es waren auch wieder viele Imker dabei. Viele der Demonstranten brachten ihre Sorge über das geplante Freihandelsabkommen (TTIP/CETA) zum Ausdruck. Sie befürchten, dass zukünftig gentechnisch veränderte Organismen durch die Hintertür nach Europa exportiert werden. Als Symbol stand dafür ein trojanisches Pferd auf dem Platz vor dem Kanzleramt.
Über TTIP wird seit Juli 2013 verhandelt: Die Befürworter erhoffen sich von einer Freihandelszone einen Schub für die Wirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks, indem Zölle und andere Handelshemmnisse abgebaut werden. Kritiker in Europa befürchten jedoch eine Erosion von Standards bei Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.
Angeführt wurde der Protestzug, der vom Potsdamer Platz bis zum Bundeskanzleramt zog, von 90 Traktoren. Wie in den vergangenen vier Jahren fand die Großdemo auch in diesem Jahr wieder parallel zu den Diskussionen der internationalen Experten und Agrarministern über die Welternährung und eine stärkere Nutzung nachwachsender Rohstoffe statt. Also Beratschlagungen gegensätzlich zur Demo.
Die Imker protestierten auch gegen Pflanzenschutzmittel (PSM), die der Landwirtschaft dienen, den Bienen aber schaden können.
Gefährlich oder ungefährlich B4?
Was ist B4? Kleine Kunde:
Die Bienengefährdungsstufen dienen dem Lebensmittelschutz und dem Schutz der Honigbiene. Sie werden durch die Verordnung über die Anwendung bienengefährlicher Pflanzenschutzmittel (Bienenschutzverordnung) innerhalb des Pflanzenschutzgesetzes geregelt.
Die Einteilung findet in vier Kategorien statt:
- B1 bienengefährlich
- B2 bienengefährlich, außer bei der Anwendung nach dem Ende des täglichen Bienenfluges in dem zu behandelnden Bestand bis 23.00 Uhr
- B3 aufgrund der durch die Zulassung festgelegten Anwendung des Mittels werden Bienen nicht gefährdet
- B4 nicht bienengefährlich
Verbraucher, die PSM benutzen, müssen sich an die Verordnungen halten und dürfen die als „bienengefährlich“ eingestuften Mittel nicht auf blühende Pflanzen auftragen. Die Zulassung wird durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) erteilt.
Wie können PSM den Bienen gefährlich werden?
- durch Besprühen während der Spritzaktion,
- durch Belaufen von behandelten Pflanzenoberflächen,
- durch Fressen von kontaminierter Nahrung (Nektar, Blütenstaub, Wasser) und
- durch Einatmen der Wirkstoffe
Prüfkaskade:
- Laborprüfung,
- Halbfreiland (Zeltversuche),
- Freiland
Ergeben sich hieraus keine Effekte, bedeutet dieses bienenungefährliche B4.
Hier gibt es allerdings Problemkulturen. Das sind alle Pflanzen, die intensiv beflogen werden (Trachtquellen). Vor allem die großflächig angebauten Kulturen wie Apfel, Kirsche, Raps (rationell nutzbar) sind betroffen. Besonders gute Trachtpflanzen mit intensivem Beflug sind z. B. Johannisbeeren, Stachelbeeren und Himbeeren.
Denkbare Fehler:
- Abdrift auf blühende Nachbarkultur,
- Anwendung bienengefährlicher Präparate trotz Blüten (im Unterwuchs),
- Abweichung von der empfohlenen Wirkstoffmenge,
- unzulässige Tankmischungen,
- Spritzmittelreste im Tank,
- 2008: Abdrift von Beizstaub beim Säen.
Mit welchen Rückständen muss im Honig gerechnet werden?
Fettlösliche Wirkstoffe im Nektar:
- Reinigung durch die Bienen möglich,
- geringes Rückstandsrisiko für Honig.
Wasserlösliche Wirkstoffe im Nektar
- geringe Reinigung möglich,
- hohes Rückstandsrisiko für Honig.
Das LAVES Institut für Bienenkunde Celle hat bereits zahlreiche Forschung im Bereich subletaler Effekte sowie Wirkung von mehreren Stressfaktoren durchgeführt (z. B. Verflug). Hier möchte ich allerdings nicht mehr drauf eingehen, da hierüber umfangreich geschrieben und referiert wurde. Ich denke, dass jeder Leser sein Bild hat. Man denke darüber nach, auch wenn man über 36 Jahre in diesem Beruf tätig ist.
Viele Imker waren auch an kleinen gelben Ansteckbuttons zu erkennen. Die Aufschrift „B4 = Bienenungefährlich“ mit den rot eingefärbten Buchstaben un vor dem gefährlich mussten sich dagegen viele Nicht-Imker erklären lassen. Gemeint ist die so genannte Bienengefährdungsstufe 4.
Autor: Jan-Michael Strauß, Holsteiner Imker e. V.