Nein, liebe Leser. Hier kommt kein Kriminalroman. Das hat noch Zeit für die Monate, wenn die Tage kürzer werden und man das eine oder andere Buch, vielleicht auch über Bienen, bei wohliger Wärme, genießen möchte.
Wenn man an Bienen denkt, fallen einem vordergründig Begriffe ein, wie etwa Honig, eigene Erfahrungen mit dem ersten Bienenstich, auch dem schmackhaften, und wenn man an seine Kinderzeit denkt, noch die Kinderfilme mit Biene Maja sowie der Ohrwurmmelodie von Karel Gott. Das wird aber ganz anders, wenn man sich intensiver mit dem Thema auseinandersetzt und Dank bester Vernetzung zu jedem erdenklich Stichwort eine Antwort aus den Tiefen des Internets erhält. So bin ich auch in jungen Jahren (Alter über 50 Jahre) zu einem tiefenentspannten und wohltuenden Hobby gekommen, dass ich nicht mehr missen möchte. Sobald man sich mit den Bienen auseinandersetzt, ist man regelrecht infiziert und erstaunt, welch ungeheure Leistung in diesem kleinen Insekt drinsteckt.
Dabei war mir von vornherein klar, dass ohne eine fundierte Ausbildung solch ein Hobby nicht umzusetzen ist. Als späterer Hobbyimker trage ich eine große Verantwortung für meine Bienen, für meine Umwelt und auch für meine Nachbarn, vor allem dann wenn ich meinen Bienenbeute im eigenen Garten aufstelle.
Auf der Suche nach einer passenden Schulungsmöglichkeit bin ich auf den Verein der Holsteiner Imker gestoßen. Mir war auch von vornherein wichtig, Vereinsanschluss mit geselligen Mitimkern zu finden, um nach der Schulung, bei auftretenden Fragen, die soll es auch noch geben, die passende Antwort zu erhalten. Gesagt getan, so habe ich mir die Vereinsabende angeschaut, um zu sehen wie die Mitglieder so summen. Ich hatte gemerkt, dass die Chemie stimmt. Das war schon in 2015. Leider gab es in dem betreffenden Jahr keine Imkerschulung. So hat das große Kribbeln schon begonnen und stand auch kurz vorm Überschwappen. Mit der erfahrenen und patenten Vereinsvorsitzenden, Christa Kluxen, war es dann auch soweit, dass ich im Juli letzten Jahres meinen ersten Ableger erhielt und unter fachkundiger Anleitung in meiner Golz-Beute unbeschadet in das Frühjahr brachte. Ganz gut kann ich mich noch heute erinnern, wie paradoxerweise die Bienen am Nikolaustag geflogen sind.
Jetzt fehlte mir aber immer noch die Imkerschulung. Im Dezember konnte ich mich bereits bei der Volkshochschule in Halstenbek anmelden. Und endlich im März startete die Schulung. Ich war erstaunt über das riesige Interesse. 19 Teilnehmer waren wir, davon sage und schreibe 12 Frauen. Darunter ein Teilnehmer aus Syrien, der sich erst seit kurzem in Deutschland aufhielt. Durch seine Art und Erfahrung im Imkern war er eine willkommene Bereicherung.
In monatlichen Lernabschnitten wurden wir in verschiedene Bereiche der Imkerei eingeführt.
Den Anfang machte die Anatomie der Honigbiene mit den Gesetzen und Verordnungen sowie der Grundausstattung für den Imker. Unterstützt wurde unsere Kursleiterin, Christa Kluxen, im Bereich der Bienenkrankheiten durch den Imkermeister Jörg Pardey. Um keine Langeweile zu erhalten, wurde die Schulung durch entsprechende Praxisinhalte aufgewertet. Dabei wurden wir langsam an die praktische Arbeit mit den Bienen herangeführt. Neben dem Einlöten der Wachsplatten in die Rähmchen, zählte zu einer der Höhepunkte die praktische Arbeit am Bienenstand im Rapsfeld. Manch einer unserer Teilnehmer war so fasziniert, von der Lebensweise der Bienen, dass man den Eindruck hatte, als würde man jede Biene persönlich kennen. Aber sind das nicht die allerbesten Voraussetzungen, um zukünftig als Imker sich seinem Hobby widmen zu können?
Während dieser Schulung stand immer die Balance zwischen Theorie und Praxis für Christa Kluxen im Vordergrund. So konnten wir das vermittelte Wissen im Honigkurs zur Erlangung des Zertifikats für Qualitätsanforderungen für Deutschen Honig gemäß den Bestimmungen des Deutshen Imkerbundes an einem Nachmittag sofort in die Praxis umsetzen. Hier hatten wir zum ersten Mal Einblick erhalten, wie und mit welchen Anforderungen der Qualitätshonig unserer schützenswerten Bienen gewonnen wird. Die spätere Prüfung haben alle Kursteilnehmer erfolgreich bestanden.
Auch die Völkerführung im Jahreslauf war im praktischen Teil besonders gekennzeichnet durch die Bildung von Ablegern und das Zeichnen von Königinnen.
Weitere Höhepunkte dieser Schulung war der Besuch der Belegstelle für die Königinnenzucht in Puan Klent auf Sylt. Die in einem Dünental gelegene Einrichtung ist bestens ausgestattet, um ideale Zuchtbedingungen für die neuen Königinnen zu schaffen.
Zum Abschluss unserer Schulung stand noch ein Besuch des Bieneninstitutes in Celle zum Tag der offenen Tür an. Hier hatten wir u. a. einen interessanten Einblick in den sehr zu empfehlenden Bienengarten sowie den wissenschaftlichen Fragestellungen mit denen sich das Institut beschäftigt.
Leider verging die Schulung im wahrsten Sinne wie im Fluge. Am Ende wollten wir aber nicht so einfach auseinandergehen. Die erlebte Gemeinschaft war beinahe wie in einem Bienenstock. Viele neue Freundschaften wurden geschlossen. Dank Whats App gibt es jetzt auch eine Imkergruppe, die sich untereinander austauscht. Viele unserer Teilnehmer bereichern nun das Vereinsleben auch aktiv und sind nun Mitglied im Verein geworden. Es ist wie das Eingangs beschriebene Kribbeln, das einen nicht mehr loslässt, weil man weiß, dass man etwas Gutes tut.
Rüdiger Linkner
Dieser Bericht erschien auch in "Die neue Bienenzucht" Ausgabe 10/2016